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Erklärung zu dem neuen Blogtitel

Es gibt nicht nur die Form, wie es WISSENSCHAFTLICH belegt ist, sondern auch noch andere Formen, die eigentlich genauso nachgewiesen sind, aber gerne unter den Tisch gekehrt werden!
Anhand der Postings siehst Du, wie meine Art zu „träumen“ ist.
Genau genommen sind es keine „Träume“, sondern Begegnungen/Erlebnisse, die ich hin und wieder mit anderen teile.
Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich in meinem Körper bin, oder dort. Ich rieche, schmecke, fühle dort genauso wie hier auch. Nur sind meine Sinne dort um einiges stärker.
Da es keine „Träume“ in dem Sinne sind, wie sie vielen von euch aus WISSENSCHAFTLICHER (Humbug) Sicht bekannt sind, verwende ich das Wort „Traum“/ „träumen“ nicht mehr, sondern bezeichne diese Erfahrungen (denn nichts anderes sind sie, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene) ab sofort Schlafbegegnung/Erlebnis.
ACHTUNG:
Die URL dieses Blogs hat sich geändert in:
https://kaoi-masteres-schlafbegegnungen.blogspot.de
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Ich habe kein Interesse mehr zu schweigen oder so zu tun, als sei ich wie die meisten, denn das bin ich eindeutig NICHT – und ich sollte es ja wohl am besten von allen wissen, oder nicht?
Ich bin anders – und werde es auch immer sein, ungeachtet dessen was andere von mir denken oder halten. Ich bin mir meiner Andersartigkeit bewußt und daß reicht vollkommen aus! Die wenigen die mich real und persönlich kennen, wissen es durch mehrere – nun ja – eigene Erlebnisse. Sie müssen mich – die ich eigentlich die Erfahrenere von ihnen bin – hin und wieder selber bestätigen, welch Ironie.
Auch die Erfahrensten zweifeln mal an sich und sind NICHT unfehlbar.

Ich für meinen Teil kenne es nicht anders, als die Intensität bei diesen Erlebnissen und Begegnungen. Für mich ist es normal. Auch aufzuwachen und eine andere Art von Phantomschmerzen von Verletzungen zu haben, die ich mir dort eingefangen habe und auf meinen Körper – der diese Verletzungen NIE erhalten hat – zu übertragen, sodass er der Meinung ist, er sei verletzt worden. Viele, werden es nicht verstehen, weil sie es noch nie erlebt haben, andere hingegen schon. Und diese will und MUSS ich erreichen!
Es gibt noch andere wie mich, die diese Form genauso erleben und kennen. Auf diesem Wege, versuche ich (auch) eben diese zu erreichen. Nicht nur, weil ich mir von eine von ihnen die dringend benötigte Hilfe verspreche, sondern weil ich mich mit ihnen austauschen und/oder ihnen helfen will. Ihnen zeigen will, das sie damit NICHT alleine sind!

Nur, weil Du diese Erlebnisse nicht kennst, setz dich nicht hin und belächle mich, erkläre mich für verrückt und/oder diffamiere mich als Spinnerin etc. Sei dankbar dafür, daß es bei Dir nicht so ist! Dir bleibt eine ganze Menge erspart. Akzeptiere und respektiere jedoch bitte, daß es auch noch eine andere Form als die gibt, die Dir bekannt ist.

Kaoi Masteres,
die Herrin des Lichts und der Ebenen
Kaoi Masteres. Powered by Blogger.

Montag, 15. August 2016

Dira und die Mystische

Die ganze Situation war weit über meine sonstigen Verhältnisse gegangen. Ich habe schon einige schräge und beunruhigende Welten besucht, einige davon weckten in mir den Wunsch für immer dort zu bleiben, wohl wissend das meine Zeit nur begrenzt war, denn in diesen Welten war sie, die ich nicht finden kann, an meiner Seite (oder ich an ihrer – je nach Sicht), andere waren blanker Horror. Ich habe Welten gesehen die mich faszinierten, Welten in denen es keine Tiere mehr gab, wo Vögelgezwitscher aus Lautsprechern erklang.
Welten wo Resident Evil, The Walking Dead etc. wie ein reiner Streichelzoo wirken und ich irgendwann nur noch das dringende Bedürfnis zu sterben hatte, weil ich einfach nicht mehr wollte. Doch seit dem weiß ich, das diese Rasse zu allem fähig ist. Und irgendwo tief in mir von mir unterdrückt, wächst die Sorge, das sie so etwas tatsächlich erschaffen. Doch dann, hat es diese Rasse nicht anders verdient. Klingt kalt, aber wer seiner Hybris erliegt, soll auch den Preis dafür zahlen! Und diese so genannten „Wissenschaftler“ haben keinerlei Skrupel – sie schrecken vor gar nichts zurück!
Es gab Welten die waren so fortschrittlich, daß es schon peinlich war, in diese steinzeitlich anmutende Welt zurückzukehren. Manchmal waren meine Ausflüge auch absolut banal und ich betätigte mich bei einem Freund als Babysitterin.
Mein erster Ausflug, in eine andere Welt, war naiv und unbedarft. Ich hielt sie für eine Schlafbegegnung. Es brauchte eine Weile, bis ich dahinter kam, daß dem nicht so ist. Erst sehr viel später begriff ich, was es war und auch, was ich angerichtet hatte.
Es brauchte noch weitere Ausflüge um mir begreiflich zu machen, was das war und, daß das keine Schlafbegegnungen waren, sondern ich in anderen Körpern für Chaos gesorgt hatte. Irgendwann lernte ich, mich erst einmal mit der Situation vertraut zu machen. Werde ich auf die Frage, wo ich bin etc. seltsam angesehen und erhalte ebenso seltsame Reaktionen, weiß ich oftmals sofort daß es KEINE Schlafbegegnung ist und ich mich äußerst vorsichtig verhalten muß. Manchmal mische ich aktiv mit, manchmal beobachte ich nur, oder es ist eine Mischung aus beiden. Ich habe mir vorgenommen, das mir daß was ich bei meinem ersten Ausflug in eine andere Welt geschehen ist – nicht noch einmal geschehen sollte.
Manchmal bedauere ich, daß ich nichts mitnehmen kann, außer meiner eigenen Erinnerung, doch dann gibt es wieder Momente wo ich dankbar dafür bin und noch dankbarer für meine mangelnde Fähigkeit zu zeichnen oder etwas zu beschreiben. Manche Dinge bleiben besser wo sie sind und sollten dieser Rasse NIEMALS unter KEINEN Umständen jemals zugänglich gemacht werden!

Doch in solchen Momenten, nach solch einem Erlebnis frage ich mich immer wieder: wieso zum Henker gerate ich immer wieder (ok, nicht immer) in solche prekären Situationen? Na ja, in Ordnung, das letzte Mal ist schon wirklich lange her. Und doch kommt es mir vor wie „immer“. Wie verzweifelt muß ich bitte sein, daß ich eine Lösung oder Hilfe in anderen Welten finden will? Gibt es in dieser Welt denn keine, die dazu in der Lage ist, oder es könnte? Ist meine Bitte um Hilfe hier wirklich vergebens? Es scheint fast so zu sein, wenn ich schon eine andere Welt deswegen auf den Kopf stelle …
Vielleicht, glaube ich auch einfach nicht mehr daran …

Tja, wo fange ich an? Am Besten am Anfang:
Dira ist/war Mitglied einer Spezialeinheit, die aus 6 Leuten besteht, die ein jeder Experte auf seinem Gebiet ist. Als ich in Diras Körper landete, stellte ich eine Menge Blödsinn an und versuchte mich erst einmal zu orientieren, bis Dira wieder die Kontrolle über ihren Körper übernahm und mir half mich selber erst einmal zu sortieren. Sie schien sehr erfahren zu sein. Im Gegensatz zu meinen sonstigen Gastkörpern und deren Besitzern, war das mal erfrischend. Sie amüsierte sich über mein Theater und ordnete das von mir angerichtete Chaos mit einer Routine, die mich verblüffte. Da wußte ich noch nicht, was sie war. Über Funk, der an ihrer Schulter angebracht war erhielt sie einen Einsatzbefehl. Sie räumte noch das Chaos auf und machte sich dann auf den Weg. Sie stellte sich mir als Dira vor und sagte mir, daß ich mir keinen Kopf über das eben angerichtete Chaos machen sollte. Die Leute würden nicht weiter da drüber nachdenken, denn ihresgleichen galten manchmal als absonderlich. Was kein Wunder war, wenn man bedenkt, womit sie es seit ihrer Ausbildung zu tun haben. „Von wo kommst du?“ fragte sie mich leise, bevor sie sich auf die reine mentale Sprache beschränkte. „Ich nehme an, nicht von hier. Wo auch immer hier ist.“ „Warte, ich zeige es dir. Kannst du meine Augen benutzen?“ „Wäre sinnlos, wenn nicht.“ „Dann sieh durch meine Augen und ich zeige dir wo du bist.“ Sie stand auf einem erhöhten Punkt und sah auf ein Tal runter. „Kannst du etwas erkennen.“ „Alles weiß. Liegt an den verschiedenen Welten und Physiologien. Ich muß mich dir erst anpassen.“ „Dann tu das.“ Ich runzelte die Stirn, oder eher deutete es an. „Mußt du nicht zu einem Einsatz?“ „Dazu ist es noch Zeit.“, entgegnete sie ruhig. Als ich mich ihrer Physiologie angepaßt hatte, sah ich meine eigene Wohngegend. Doch sie war vollkommen anders: dort wo in meiner Realität Häuser standen, war hier – nichts. Die Gegend war unbebaut, aber auch nicht bewaldet. Das einzige was es hier gab war die Straße, auf der wir standen und ein Pfad über den wir gegangen waren. „Wie ich merke, weißt du wo du bist.“ „Ich habe nur ein paar Anhaltspunkte. – Hier wohne ich, zu mindestens in einer anderen Realität, einer anderen Welt.“ „Ist es schön in deiner Welt.“ Ich atmete tief ein und seufzte. „Es kommt darauf an.“ Sie wollte sich zu mir umdrehen, beherrschte sich aber und ließ mich weiter ihre Augen benutzen. „Worauf?“ „Auf die Sichtweise.“ „Das ist wohl überall so.“ Sie wirkte auf mich in sich gekehrt und bedrückt. Als sie den Einsatzbefehl erhielt, wirkte sie nicht gerade erfreut. „Dort am Übergang verlaufen bei uns Schienen und dort links ist der Bahnhof.“ Sie lächelte verkniffen. „Die Verantwortlichen werden sich hüten in der Nähe eines Übungsgeländes einen Bahnhof zu bauen.“ Dort wo sonst etwas anderes verlief, sah ich Mauern mit hohen Zäunen. „Wozu sind die gut?“ Sie wirkte … seltsam. „Das werde ich dir, wenn wir da sind, zeigen.“
Sie schwieg und ging den Hang hinunter. Auf dem Weg erklärte sie mir, das sie ein Teil eines 6 köpfigen Teams gewesen war. Ein einziges Team besteht aus 6 Personen: den Nahkämpfer, dem Scharfschützen, dem Saboteur, dem Sprengstoffexperten, einem Techniker und einem Experten der Strategie und Taktik. Außer ihrem Team, gab es noch viele weitere. Alle bestanden aus jeweils 6 Personen.
Jeder von ihnen wird zwar zu Beginn in den Grundlagen der anderen Bereiche und an Waffen ausgebildet, aber später werden sie spezialisiert. Auf welchem Gebiet, entscheidet nach Abschluß der Grundausbildung ein sehr ausführlicher Test. Die Grundausbildung beginnt mit 10 Jahren! Den Test der Spezialisierung tritt man mit 11 an und mit 12 wird man in dem jeweiligen Bereich dann bis 14 weiter ausgebildet, dann wird man einem Team zugeteilt, das bis zu dem Abschied zusammen bleibt.
„Ich bin die Strategin, des Teams. Von mir hängt alles ab, wie von jedem anderen in diesem Team. Ich darf mir bei meinen Strategien keinen Fehler erlauben. Ein Fehler kann das ganze Team in Gefahr bringen. Ich muß in der Lage sein, jederzeit die Strategie und die Taktik unseres Vorgehens zu ändern. Wir müssen einander bedingungslos vertrauen. Das ganze Team basiert auf Vertrauen. Ohne Vertrauen ist das Team nichts.“ Erklärte sie mir, während sie die Gangway zu dem Aufzug betrat. Es klang sehr seltsam in meinen mentalen Ohren, wie etwas, von dem sie selber nicht überzeugt ist, und das sie mechanisch wiederholte, weil man es ihr eingeimpft hat.
Sie begrüßte die vier Männer, die dort schon herum lungerten. Der Nahkämpfer war ein kräftiger mittelgroßer Mann, der Scharfschütze ein schlanker dunkelhaariger junger Mann. Der Saboteur war ebenfalls schlank, mit einer etwas krummen Nase. Ein wenig erinnerte mich sein Aussehen an ein Wiesel.
Dort wo die Treppen und der Aufzug waren, war nur ein hochtechnisierter Aufzug. Es gab nur einen Eingang: über die Gangway. Die Treppen waren nicht vorhanden, stattdessen nur eine sehr hohe Mauer oder eher: ein Wall. Sie war nicht gerade, sondern gebogen. Dira sah nach unten. „Bist du einmal da unten, gibt es nur den Aufzug über den du das Areal wieder verlassen kannst.“ Sie ließ mich einen Blick auf das Gebiet werfen. Der Ort glich in keiner Weise dem Ort hier. Dort unten gab es keine Häuser und Geschäfte oder gar ein Kino. Dort unten war ein einziges Gewirr aus hoch aufgetürmten Containern. Das Areal war riesig und nur zu einem Teil überschaubar. Es erstreckte sich über das gesamte Gebiet, was hier Stadtbereich war. Sie erklärte mir, daß das Trainingsgelände nie gleich aussah. Jedesmal wenn man es betrat, war es anders. Die Container wurden für jedes Team umgestellt. Man fand sich also bei jedem Betreten in einem neuen Terrain wider. Man wollte damit einen echten Kampf so nah wie nur irgend möglich kommen. Eigentlich sinnvoll dachte ich. So konnte man sich nicht auf das Gelände einstellen und mußte sich immer wieder neu einstellen.
Es war angenehm, das sich Dira meiner Präsenz bewußt zu sein schien und mir so viel von sich aus erklärte. Sie erklärte mir auch, daß das „Übungsgebiet“ kein Zucker schlecken war – je nachdem, mit welchem Ziel das Team es betrat. Es gab auch Teams, die es niemals wieder verließen.
Sie erhielt von dem Scharfschützen ihre Ausrüstung: ein Gewehr mir unbekannter Bauart mit einem silbernen Schalldämpfer, sowie einen leichten, schmalen Rucksack. Sie schulterte den Rucksack und hängte sich das Gewehr (evtl. MG) mit dem Riemen um, nachdem sie es kurz, aber sorgfältig überprüft hatte. Die Waffe schob sie auf den Rücken.
Ich betrachtete mir die sehr fortschrittlichen Kampfanzüge und Waffen. Sie waren alle gleich: aus schwarzem Leder, schmucklos und mit maximaler Sicherheit. Sie schienen leicht und sehr robust zu sein. Es gab jedoch auch Unterschieden, kleine Abweichungen: Diras Anzug erschien mir dicker und schwerer zu sein, während die Anzüge des Schützen und des Nahkämpfers leichter zu sein schienen. Auch die Anzüge des Saboteurs und des Sprengstoffexperten schienen eine stärkere Panzerung zu haben.
Dira wirkte auf mich noch düsterer, sehr distanziert und irgendwie gezwungen, zurückhaltend und manchmal sehr abwesend. Ihre Stimmung machte mich nachdenklich. Es war, als wäre sie damit – mit allem – nicht einverstanden.
Ich selber war über das Gebiet erstaunt. Es war schwer es sich so vorzustellen, wenn man es anders kannte. Ich zeigte ihr – während sie mir Zeit ließ mich in ihrem Körper mit ihren Augen umzusehen – wie dieser Ort in meiner Welt aussieht. Sie lächelte dünn. „Dann müßt ihr nicht gegen Mystische kämpfen und könnt in Frieden leben.“ „Frieden würde ich den derzeitigen Zustand nicht gerade nennen.“ Ich zeigte ihr Bilder von Kriegen die waren und Kriege die sind.
Sie sah düster auf die hoch aufgetürmten Container. „Dieses Mal wollen sie es uns wohl richtig schwer machen.“, murmelte sie. Mit beiden Händen stützte sie sich auf der Querstange im Aufzug ab. Die Tür ging erst zu, wenn man die entsprechende Taste dazu mit einem Handabdruck betätigte. Alles war technisch sehr weit fortgeschritten.
Vor dem Aufzug stand der Nahkämpfer – ein Muskelpaket. Der Kampfanzug lag eng an und ließ seine Statur gut erkennen. An seiner linken Seite hing ein Messer mit Griffschutz, der mich an einen Schlagring erinnerte. Neben ihm stand der Scharfschütze. Vor den beiden standen der Saboteur und der Sprengstoffexperte, die entweder peinlich betreten schwiegen, oder sich leise miteinander unterhielten. Der Einzige, der noch fehlte war: der Techniker. (Du hast Recht. Das ist auch kein Frieden.) Sie ließ ihren Blick über das sichtbare Areal schweifen. „Siehst du die Mauern und die Zäune?“ Sie drehte sich zu der offenen Tür um und lehnte sich mit ihrem Hinterteil an die Querstange. Ich wollte nicken überlegte es mir aber anders und sagte: „Ja.“ „Diese Mauer ist mit Absicht so hoch gebaut. Sie bildet einen einzigen Wall um das ganze Areal. Sie ist so glatt wie ein Spiegel, an der nichts und niemand Halt findet. Wenn du vor ihr stehst, wirst du keine Unebenheit, keinen Ritze und keine Spalte in ihr finden, die dir Halt bieten könnte. Ein Nagel, ein Haken, eine Öse oder was auch immer du versucht in sie hineinzutreiben verbiegt und springt ab. – Warte, ich will dir etwas zeigen.“ Sie sah zu dem Scharfschützen und sprach ihn mit Namen an. Ich glaube, er hieß Axiz. „Kannst du mal bitte die Stromspannung überprüfen?“ Axiz sah sie kurz mit einem leichten Anflug von Überraschung an, grinste und nickte. Dann nahm er sein Gewehr von der Schulter und sagte dabei: „Natürlich, Dira. – Ich dachte schon du fragst nie.“ Sein Gewehr war lang und schmal, der Lauf unnatürlich lang. Es ist ebenfalls von keiner mir bekannten Bauart. Es war bläulich grau und schien sehr leicht und filigran zu sein. Den Lauf legte der auf die Brüstung, mit der rechten Hand holte er eine Kugel aus seinem Gürtel (?) hervor, den Blick unverwandt auf sein Ziel gerichtet. Die seltsame Kugel legte er in die Kammer, lud sie, legte das Gewehr konzentriert an, zielte und schoß. Ein Knall war nicht zu hören. Während Axiz sich auf das Schießen konzentrierte, spottete der Nahkämpfer (Burat): „Wozu eine Kugel verschwenden? Das kannst du auch einfacher haben.“ Zeitgleich mit Axiz schleuderte er etwas auf den Zaun zu. Es knisterte, zischte und Blitze waren zu sehen. Der Scharfschütze richtete sich langsam mit einem seltsamen Blick auf Burat auf, schulterte ruhig sein Gewehr und sagte dabei ebenso ruhig: „Weil dein Erdklumpen nicht die Volt bis auf den kleinsten Milliampere mitteilen kann.“ Er wandte sich zu Dira um: „62 Höchstwert.“ Dabei zeigte er ihr auf keine Ahnung was das war, etwas das für mich wie eine Anzeige aussah, auf einem sehr dünnen … keine Ahnung. Sie sah Axiz an und wandte sich sehr nachdenklich um. „So niedrig also. Die Spannung sollte doch bei um die 100 liegen. – Das alles behagt mir nicht.“ Ihre düstere Stimmung wurde noch düsterer und sie zog sich weiter in sich zurück. Ihr Blick huschte über die „Straßen“ und Korridore, die Pfade und Wege, die einsehbar und ersichtlich waren. Sie plante und taktierte so gut es ihr möglich war. Alles weitere konnte sie erst, wenn sie dort unten waren und sie sich ein genaueres Bild machen konnte.
Axiz war dicht an sie heran getreten. „Es tut mir leid, Dira.“, sagte er leise. „Sie hätten dich noch nicht wieder einsetzen dürfen.“ „Schon gut, doch weißt du ebenso wie ich, das sie mich nie wieder eingesetzt hätten, außer um andere auszubilden. Sie haben es mir angeboten, doch ich wollte nicht.“ Sie sah den Scharfschützen an. Keiner von ihnen war älter als 20/25. Aus ihren Erinnerungen entnahm ich, das die beiden sich von Kind auf an kannten, nur in verschiedenen Teams untergebracht waren. Man hielt die enge Verbindung der beiden für schädlich. Ich dachte daran, daß gerade diese Verbindung durchaus hätte nützlich sein können. Aber, andere Welten, andere Sitten, Gebräuche und Regeln. Ich hatte auf harte Weise lernen müssen, mich nicht einzumischen oder nur noch selten. Daß es so wie hier bei Dira lief, war ein extrem seltener Fall und für mich äußerst entspannend, denn so konnte ich einfach beobachten.
Sie seufzte. Axiz hatte den Aufzug wieder verlassen. Sie wandte sich zu ihm um. „Wenn der Techniker da ist, soll er dafür sorgen, das die Spannung bei 100 oder höher ist.“ Burat trat näher an den Aufzug. „Um was geht es denn eigentlich? Weißt du wieso man uns „Verlorene“ (Verlorene nennt man die, die kein Team mehr haben) hier einsetzt? Wir bilden schließlich alle keine Einheit mehr.“ Diras Blick wurde sehr dunkel. Ich ahnte nichts Gutes. Sie wandte sich leicht nach links und sah auf eine freie Fläche zwischen den Containern und dem Wall mit dem Zaun, bevor sie sprach. „Wir sollen einen entflohenen Mystischen wieder einfangen.“ „Was? Dafür setzen sie uns ein?“ Dira sah Burat scharf an, der den Mund öffnete und wieder schloß. Sie sah kurz von Burat, zu Axiz, zu Mundi (Saboteur) und dem Sprengstoffexperten, dessen Name mir entfallen ist, bevor ihr Blick auf der freien Flächen verharrte. Irgend etwas störte sie dort. Sie konnte nur nicht erklären was es war. „Der Mystische ist bei einer Übung für einen Spezialeinsatz entkommen. Die Verantwortlichen wissen angeblich nicht wie das möglich war.“ (Angeblich? …) Ich horchte auf, schwieg aber. Dira drehte sich um, dem Areal ganz zu und sprach weiter: „Dieser Mystische ist nicht von niederem Rang, wie die, die sie zu unserer Ausbildung oder der anderen Teams genommen haben.“ Axiz und Burat sogen hörbar scharf die Luft ein. „Dieser Mystische ist sehr hohen Ranges und hat das Team, das für den Spezialeinsatz ausgewählt worden war … das Team ist wie all die anderen verschwunden und nicht wieder aufgetaucht.“ Burat pfiff leise. Dira hatte sich den Anwesenden wieder zu gewendet. „Und das vergaßen sie uns doch glatt mitzuteilen, als sie uns den Einsatzbefehl gaben.“ Er drehte sich zu der Brüstung um und stützte sich mit den Händen ab. Er wirkte ein wenig … mitgenommen? Erschüttert? „Wie konnte das geschehen?“ Dira schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht.“ „Ein Hoher, der sich als Niedriger tarnt? Ist das Möglich Dira?“, fragte Axiz deutlich mitgenommen. „Möglich schon, doch unwahrscheinlich.“ „Ich dachte.“, meldete sich der Saboteur leise: „Daß es um eine neue Teambildung geht.“ Burat starrte ihn entgeistert an, sagte jedoch nichts. „Wir haben doch alle kein Team, oder?“ „So ganz helle scheint er ja nicht zu sein.“, murmelte Burat. Sowohl mir, als auch Dira und den anderen wurde in dem Moment klar was das bedeutete: (Wir sind entbehrlich!)
Sie hatte schon daran gedacht, das man sie zur Sicherheit oder aber als Kanonenfutter einsetzen würde. Jemand wie sie – ohne Team – war zu nichts anderem mehr nütze, außer als Sicherheit und Kanonenfutter. Sie hat jedoch nie daran gedacht, das man sie als letzteres einsetzen würde.
Ich zog es vor, vorerst zu schweigen. Ich war mit so einer Situation nicht vertraut. Falls Diras düstere, schwermütige Stimmung noch düsterer werden konnte, wurde sie es. (Wir sind alle entbehrlich.) Das schien auch den anderen mittlerweile bewußt zu sein, denn es trat ein unbehagliches Schweigen ein.
„Dort unten werden oft nur Mystische niederen Ranges eingesetzt. Sie dienen der Ausbildung und dazu, das ein neues Team zueinander findet und sich aufeinander einstellt und abgleicht. – Dort unten, gibt es keine Begrenzung, keine Regeln und keine Sicherheitsmaßnahmen. Du kannst dort verletzt werden und sterben.“ Erklärte Dira mir. „Dort unten tobt ein genauso echter Kampf wie überall. Du mußt schnell lernen, dich auf jeden einzelnen in deinem Team und seinen speziellen Fähigkeiten zu vertrauen, wenn du überleben willst. Stirbt einer aus deinem Team, ist die Lücke nicht mehr von einem anderen zu füllen und das ganze Team ist verloren.“ Sie stützte sich wieder auf. „Dein Team besteht zwar aus einzelnen Individuen, aber es bildet eine Einheit, ein Kollektiv.“ „Wie Ameisen oder Bienen. Bei denen hat auch jedes Mitglied eine Aufgabe.“, schloß ich. Während ich die Bilder, die ihre Erinnerungen waren zu sortieren suchte. Sie lächelte dünn. „Ja, das ist ein guter Vergleich. Jeder von uns hat seine Aufgabe, Axiz, Burat, K??? (Sprengstoffexperte), Mundi, Meket (Techniker) und ich. – Versagt auch nur einer, leidet das gesamte Team da drunter. Normalerweise sind wir ein Team, eine Einheit und aufeinander eingespielt und ergänzen uns. Doch das hier …“ Sie drehte sich um und deutete schwach auf die Männer vor dem Aufzug. „Ist etwas anderes. Jeder von uns kann gleich da unten sterben und seinen Abschied nehmen, wenn auch nur einer versagt.“ Sie schwieg für einen Moment. „Der unter Spannung stehenden Zaun soll die niederen Mystischen daran hindern auszubrechen. Strom ist für sie tödlich. Ebenso der Spiegelglatte Wall. Sie finden keinen Halt an ihm. Die niederen einzufangen ist einfach. Doch ein Hohen … selbst, wenn du es schaffst zu überleben und zu entkommen, gibt es doch kein Entkommen. Nur der Aufzug ist deine Rettung. Erst, wenn du den erreichst, bist du sicher, denn eine Energiebarriere verhindert das der Mystische da hindurch kommst. Wenn wir unten sind, wirst du sehen, was ich meine. – Doch ohne dein Team, ohne deine Kameraden findest du dort unten ganz sicher den Tod.) Sie seufzte und ließ den Kopf ein wenig hängen. „Da wir alle kein Team mehr haben, sind wir entbehrlich. Man teilt uns keinem neuen Team mehr zu. Wir haben die Möglichkeit, andere wie uns auszubilden, für die Sicherheit zu sorgen oder als … Kanonenfutter, als ??? (Lockmittel?) eingesetzt zu werden. Das ist der Grund, weswegen wir hier sind.) „Mundi?“ „Ich vermute, daß er nie einem Team zugeteilt war, weil er geistig ein wenig beschränkt zu sein scheint.“ Sie sah verstohlen zu dem Jungen rüber. „Doch auf seinem Gebiet ist er mit Sicherheit ein As. Indem sie ihn uns zuteilen, können sie sich ihm endlich und sicher entledigen, denn sie rechnen nicht mit unserem Erfolg.“ Das klang alles eiskalt und skrupellos. Ich war … wortlos. Dann sagte ich: „Bei uns würde man so einen jungen Mann nicht verheizen.“ „Das käme mit Sicherheit auf die Umstände an.“ „Nein, auf das Land, aber nicht auf die Umstände. In den so genannten zivilisierten Ländern, gibt es Einrichtungen für solche wie ihn, wo man sich um sie kümmert und sie betreut werden.“ Sie verzog kurz den rechten Mundwinkel. „Du klingst nicht so als seist du überzeugt davon, daß es zivilisiert ist.“ „Sie behaupten, sie seien es, doch benehmen sich wie unreife Teenager und Kinder, denen man das Spielzeug weggenommen hat. Sie sind wie Barbaren. Wären sie wirklich zivilisiert, würden sie nicht danach trachten, einander zu schaden. Doch das ist nicht der Punkt. Personen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen werden in meiner Welt nicht einfach verheizt. Sicher, solche gibt es auch, aber man entledigt sich ihrer nicht auf diese … diese Weise. Dieser junge Mann hat auf seinem Gebiet mit Sicherheit ungeheures Potential, es würde Leute geben, die sich seiner annehmen und fördern würden.“ Sie hätte mich wohl eine Weile nachdenklich angesehen, so sah sie nur auf die runde „Spitze“ ihrer Stiefel. „Vielleicht, doch hier ist es nun mal anders. Das hier, ist meine Welt und ich bin nicht in der Lage oder gar in der Position es zu ändern. Ich bin Kanonenfutter, wie die 5 anderen auch.“ Ich wollte noch etwas sagen, doch sie hob die Hand um es zu unterbinden. Sie hatte genug gehört. „Wir sind entbehrlich, meine Freundin aus einer anderen Welt. Das ist der einzige Grund. Solche wie er, werden hier in meiner Welt nicht in einer Einrichtung untergebracht. Sie werden ganz nach vorne geschickt – als Köder!“ In mir stieg Entsetzen auf, als ich sah was sie mir mit den Worten zeigte. „Das war mein letzter Einsatz, mit meinem Team.“ Ihre Stimme klang auf einmal … schwer. Ich wagte nicht zu fragen und deutete an, daß ich sie von der Seite abwartend ansah. Sie schien meine ungestellte Frage zu spüren. „Eine hohe Mystische hat mein Team getötet, als wir sie versuchten einzufangen und an einen anderen Ort zu bringen, wo sie sicherer gewesen wäre.“ Ich stutzte. Zum ersten Mal, seit meiner chaotischen Ankunft in ihrem Körper lächelte sie. Es schien ihr Freude zu bereiten mich zu überraschen. Wieder spürte ich, das sie mich gerne hatte ansehen wollen. „Wir haben nie einen Mystischen getötet. Wir haben sie eingefangen, betäubt und an einen sicheren Ort gebracht.“ Aus den Bildern ihrer Erinnerung entnahm ich, daß es oft im Ermessen des Teams lag, wie sie vorgingen. Ebenso, das ihre Welt nicht so stark überbeansprucht wurde wie meine. Sie war alles andere als Überbevölkert. Technisch sehr weit fortgeschritten und lebten doch, weitestgehend mit Gaia im Einklang. „Wir glaubten an ein friedliches Miteinander. An Akzeptanz und Verständnis. An Frieden zwischen unseren verschiedenen Rassen.“ Sie atmete schwer aus. – Wir gingen wie immer vor.“ Dira zeigte mir das Vorgehen ihres letzten Einsatzes mit ihrem Team, dann wurden die Erinnerungen daran diffus und verschwommen. Die Mystische war … hoch und hatte den Unterkörper einer Schlange. Eine Frau mit Schlangenkörper, doch irgend etwas an ihr war anders. Sie hatten sie mit Seilen eingefangen. Sie wehrte sich nicht, verhielt sich ruhig. Ihre Augen waren friedlich, beinahe sanft ohne … ich weiß auch nicht. Sie hatte Dira die ganze Zeit angesehen. Die Köpfe von zwei ihres Teams flogen auf einmal herum, sie trugen Helme und Sturmbrillen oder so ähnlich – und dann wurde es gleißend hell. Dira war geblendet. Sie hörte Schreie, das Seil wurde ihr aus der Hand gerissen. „Ich finde dich, Sterbliche.“, vernahm ich ein Flüstern und dann brach ihre Erinnerung ab. Das nächste was sie mir zeigte war aufgerissene Erde, ein Krater wie nach einem Bombeneinschlag. Die Körper … Blut … und blankes Entsetzen. Ein Körper lag über etwas, das mal eine Straße war. Der Arm fast abgerissen, die Eingeweide … Nein, es war nicht schön. Kein Bild, von dem ich gerne eine Wiederholung hätte.
„Sie haben alle ihren Abschied genommen – bis auf ich. Sie war eine sehr hohe und starke Mystische. Eine von so einer Kraft wurde noch nicht gefangen.“ Sie klang sehr seltsam. Wie jemand, der sich nach dem Tod sehnte. Dira sah in ihr Spiegelbild. Damit hatte sie eine Möglichkeit entwickelt mich anzusehen. Sie war ein wenig zierlich und hatte gewellte, helle Haare, die ihr bis zu dem Kinn gingen. Die Stirn war frei. In mir fing es an zu rattern. „Was aus ihr geworden oder mit ihr geschehen ist, weiß ich nicht.“ Das Bild wollte einfach nicht zusammen passen. Ich wollte gerade meine Bedenken äußern, doch Burat verhinderte es. „So ist das also. – Ein Todesschwadron.“ Seine Stimme klang ein wenig brüchig und erschüttert, dann grinste er wölfisch und irgendwie hinterlistig. „Wenn wir ohnehin sterben sollen, machen wir eben das Beste daraus. Zeigen wir den Verantwortlichen, aus welchem Holz wir wirklich geschnitzt sind und wie sehr sie sich irren!“ Ich ahnte, was er meinte und konnte nur zustimmen. Genau genommen, waren sie alle Veteranen und damit eigentlich an Wissen und Erfahrung äußerst wertvoll. Wissen und Erfahrung, die sie hätten weitergeben können. Doch irgendwie, war das Regime in dieser Welt ein wenig … seltsam. Als wären sie Massenware und nicht wirklich wertvoll. Ich senkte den Kopf. (Jetzt weiß ich wenigstens, wie es in meiner Welt sein wird, wenn ein Leben nichts mehr zählt und nur noch als Produkt gesehen wird. Sie sind ja schon auf dem besten Weg dahin.) Ich schob meine eigenen Gedanken beiseite, als Dira ihren Blick zu dem Beginn der Gangway richtete, wo der Techniker mit hochrotem Gesicht und verschwitzt angelaufen kann. Er wirkte ein wenig gehetzt. Im Gegensatz zu den anderen, war er weder drahtig noch schlank, noch gut durchtrainiert. Innerlich legte ich mir die Hand vor das Gesicht. (Voll das Klischee.) (Was meinst du?) (Er bedient gerade ein Klischee.) Der Techniker, Meket, war ein wenig … pummelig. Sein Gesicht war rund, aber nicht fett. Eben untrainiert, aber auch sehr schreckhaft. „Ach, beehrst du uns auch mal?“, stichelte Burat. Der Techniker sah ihn verwirrt an. „Ich bin doch pünktlich, oder nicht?“ Er sah von einem zum anderen. (Er ist gerade von der Akademie gekommen.) Burat sah auf ihn herab, lehnte sich gegen die Brüstung und verschränkte die Arme vor der Brust. „Müssen wir auch nebenbei noch den Babysitter machen? Der ist ja noch nicht mal aus den Windeln raus.“ Burat deutete mit dem Daumen auf den Techniker. Axiz strafte ihn mit einem Blick und gab an dem Techniker weiter, was Dira 15 Minuten vorher mitgeteilt hatte. Der Junge nestelte an seinen Schulterfunk und wandte sich an jemanden. Die Antwort war kaum bis Dira zu hören. Doch kurz darauf brummte es vernehmlich. Axiz vollzog die gleiche Prozedur wie schon vor 15 Minuten. Er sah auf die dünne Scheibe. „ Eins zwölf.“, sagte er. Dira nickte steif und stieß sich von der Querstange ab. „Das muß reichen.“ Der Strom hatte hörbar an Intensität zugenommen. „Dann geht es jetzt los?“ „Ich brauche noch einen Moment.“ Burat streckte seinen Arm aus um Mekte daran zu hindern, den Aufzug zu betreten. „Sie ist die Strategin.“, sagte er nur. „Ach so.“ Sie drehte sich noch ein letztes Mal um. Das „Trainigsareal“ war nach wie vor uneinsehbar, bis auf die freie Fläche auf der rechten Seite zu einem Stück, wo nur Zaun, aber kein Wall war. Dort stand in meiner Welt das Cinemaxx. Diese Fläche störte Dira nach wie vor. Doch noch immer konnte sie keinen Grund dafür finden. Außer, daß es die schwächste Stelle war.
Die Frage, die ich mir darauf unweigerlich stellte war: wieso verstärkte man diese Stelle nicht, wenn doch bekannt war, daß es die Schwachstelle, des gesamten Areals war? (Weil es Absicht ist.) Sie sah wieder in ihr Spiegelbild. (Das erste was alle Mystischen tun, ist zu versuchen zu fliehen. Diese Stelle dort suggeriert ihnen ein leichtes Entkommen. Sie werden es noch einige Male versuchen, bis sie merken, daß es ihnen nicht gelingt und sie fügen sich.) (Versuchskaninchen.) War alles was mir dazu einfiel. Ihr Blick war … dafür habe ich keine Beschreibung. Vielleicht reicht „extrem feindselig“ aus, aber … ich denke, daß das noch zu schwach ist um den Ausdruck in ihren Augen zu beschreiben. Er ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen, die nicht vorhandenen. Diese Fläche störte sie so sehr, daß sie Axiz leise die Anweisung gab, diese Stelle regelmäßig zu überprüfen. Axiz nickte. So wie die beiden miteinander umgingen, hätte da mehr zwischen ihnen sein können. Er verstand sie ohne das sie weiter ausführen mußte. Und sie verließ sich blind auf ihn. Er verließ den Aufzug wieder, ohne Burats Frage zu beantworten.
Die Frage, wieso die Mystische sie hat leben lassen, quälte sie. Ich hatte meine Zweifel, ob es wirklich die Mystische war. Doch, wie sie selber festgestellt hat: ich bin eine Fremdwelterin, ein Gast, eine Beobachterin, die keine Ahnung von dem Leben in dieser Welt hat. Ich behielt meine Zweifel für mich, denn ich hatte keine Beweise – nichts. Ich war auch nicht zugegen, als sie ihr Team – ihre Freunde – ihre Familie verloren hat. Sie gewann die Fassung wieder. „Wenn wir dort unten sind, bitte halte dich zurück. Beschränke dich nur auf das Beobachten, egal was auch geschieht. Ich muß konzentriert bleiben und darf nicht abgelenkt werden. Ich will sie alle Lebend hier heraus bringen.) Ich stimmte zu. Schließlich drehte sie sich um. Sie hatte sich für eine erste Strategie entschieden.
Entgegen dem, wie es wirkte, hatte nicht Burat das Sagen, sondern Dira. Was sie sagte, wurde gemacht. Sie gab genaue Anweisungen. Burat blieb in der Nähe von Dira, denn sie war der Knotenpunkt und das wichtigste Teammitglied. Der Techniker blieb ebenfalls in der Nähe. Der Saboteur erkundete das nicht einsehbare Areal um eine nutzbare Karte anzulegen. Erst, wenn Dira eine Karte hatte, konnte sie weiter und genauer planen. Der Sprengstoffexperte hielt sich in der Nähe und sollte für einige Überraschungen sorgen. Axiz, sollte sich einen Weg nach oben auf die Container bahnen. Von dem derzeitigen Standpunkt aus, war das Areal für einen Scharfschützen sehr ungünstig, denn es gab keinen wirklich hoch gelegenen Ort wo er das Areal überblicken konnte. Die Voraussetzungen waren für sie alle mehr als sehr ungünstig. „Ist wohl Absicht.“, brummte Burat. „Denke ich auch.“ entgegneten Axiz und das Wiesel. Sie überprüften noch einmal ihre Ausrüstungen, die alle sehr verschieden waren und betraten dann den Aufzug. Dira betätigte mit ihrer Hand das Feld. Die Tür ging zu und der Aufzug fuhr runter. Unten herrschte erst absolute Dunkelheit, dann ein schwaches Leuchten und die Tür ging wieder auf. Sie traten in einen sehr kurzen Korridor, der sie direkt um die Ecke und neben dem Aufzug nach draußen führte. Als alle draußen waren, drehte Dira sich um. Es brummte kurz. Sie streckte ihre behandschuhte Hand aus und legte sie auf das Kraftfeld. „Das meine ich. Es bedeckt den ganzen Eingang.“ „Kann man das Deaktivieren?“ Sie drehte sich zu den Containern um. Axiz lief in geduckter Haltung zu ihnen, der Saboteur folgte dicht auf. „Nur, wenn du einen Techniker dabei hast und kein Mystischer in der Nähe ist.“ „Wie viele sind hier?“ „Niedrige? Um die 15.“ „15?“ „Mit dem Hohen zusätzlich sind es jetzt 16. Die Niedrigen sind für uns keine Gefahr. Aber der Hohe ist es.“
Sie folgte Burat, der an der Ecke eines Containers stand und um die Ecke schielte. „Luft ist rein. Was jetzt?“ „Wir warten hier solange wie möglich, bis das Wiesel …“ „Das … Wiesel?“ „Mundi zurück ist.“ (Danke.) Ich schwieg dazu. Burat starrte Dira an, dann grinste er breit. „Paßt zu ihm.“ Sie gingen in die Hocke und lehnten sich mit den Rücken an die Container. Dira sah zum Wolken verhangenen Himmel und ging noch einmal alles durch. Sie durchdachte jede Kleinigkeit noch einmal.
Dunkelheit zog langsam auf. Es erschien wie eine Ewigkeit bis Mundi zurückgekehrt war – mit einer sehr detaillierten Karte. Axiz behielt von oben so gut es ihm möglich war, die Umgebung im Visier. Dira betrachtete die Karte und schob sie in eine Tasche mit Sichtfenster um sie nicht zu verlieren oder versehentlich zu beschädigen. Diese Karte war für sie alle wertvoll und überlebenswichtig. Es dämmerte bereits, als von oben die Warnung kam, das sich etwas näherte. Dira sah sich hektisch um und auf die Karte. Sie deutete auf einen größeren Umriß. „Was ist das hier?“ „Eine Halle. In ihr stehen eine Menge Kisten.“ Dira sah Mundi schweigend an. „Brauchbares Material. Munition, Sprengstoff, Nahrung.“ Dira fragte nicht. „Sollten wir getrennt werden.“ Sie sah jeden einzelnen an. „Treffen wir uns hier wieder.“ „Wie sollen wir den Ort finden, wenn …“ „Ich habe Kopien, für jeden von uns.“, sagte Mundi in einem Tonfall der ein wenig gruselig war. Dira betrachtete die Karte in dem schwächer werdenden Licht so gut es ging. Burat half mit einer schwachen Lampe aus. „Wir müssen ihn fangen. – Hier wäre ein geeigneter Ort.“ Sie wies auf eine Stelle. „Wir müssen ihn von hier weg und nach da locken.“ Dira sah Mundi und den welche Kurzform hat der? TNT? Wieso nicht. TNT nickte kurz, ebenso Mundi, denn es war eine Aufgabe für die beiden.
Die beiden verabschiedeten sich in verschiedene Richtungen. Burat war grob gesehen Diras Leibwächter. Axiz sorgte bei allen (bei geeignetem Gelände) für Deckung. Ich fragte mich nur, wie das gelingen sollte, mit Schießpulver. So konnte er sich nur beschränken und mußte selber wählen, bei wem er für Deckung sorgen sollte. Er folgte TNT. (Wir benutzen kein Schießpulver. Das ist wirkungslos bei Mystischen.) Sie sah zu Burat hoch, der ein wenig nervös wirkte. Schweiß stand auf seiner Stirn. „Wir schleichen uns hier entlang um uns hier …“ Sie deutete auf einen Punkt in der Nähe der vorgesehenen Falle. „Wieder mit ??? und Mundi zu vereinen.“ „Du meinst das Wiesel?“ Dira starrte Burat an, dann lächelte sie und bestätigte: „Das Wiesel.“ Sie hatte erkannt, was er damit beabsichtigt hatte. „Hier.“ Sie deutete auf einen weiteren Punkt. „Wirst du gefordert.“ Sie sah Meket an. Dieser nickte eifrig. „Verschwindet da! Er kommt direkt auf euch zu.“, hörte sie Axiz über Funk. „Den Stöpsel in die Ohren. Funk nur noch über Ohr!“, flüsterte sie in den Schulterfunk und stopfte sich zeitgleich etwas in das Ohr und legte am Schulterfunk einen Schalter um. „Wo ist er jetzt?“ „Nicht mehr weit von euch entfernt. Der Hohe kommt direkt auf euch zu.“
Dann wurde es chaotisch und ich hatte Mühe dem ganzen zu folgen. Der Himmel hellte auf, wie bei einem Blitzschlag. Burat der rief, das Dira laufen und sich verstecken sollte, ebenso Meket der zu seinem Zielpunkt eilen sollte, während Burat alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
Dira lief durch die Container Schluchten, durch schmale Gassen, hastete von einer Ecke um die Nächste, bis sie einen geeigneten Punkt fand, wo sie sich verstecken konnte. Sie hechtete über ein Hindernis, ließ sich zu Boden fallen und zog hastig eine Plane über sich. Sie versuchte ihre Atmung zu beruhigen und möglichst kein Geräusch zu verursachen.
Dira hatte mir erklärt, das ein Team in der Ausbildung Monate in dem Areal verbringen konnte. Es gab immer gewollte Verstecke. (Wieso gibt es keine Sanitäter in eurem Team?) Sie war verblüfft. (Die Verletzungen eines Mystischen sind nicht heilbar. Du kannst nur hoffen, wenn dich einer von ihnen verletzt, das du einen in deinem Team hast, der sich deiner erbarmt und dir den Abschied schenkt. Deswegen, gibt es keine Sanitäter, denn noch gibt es keine Heilung gegen die Verletzungen durch einen Mystischen. Es kann auch sein, das sich einer der Mystischen für dich interessiert. Vor allem wenn es ein hoher Mystischer ist, dann ist er in der Lage dich in einen von ihnen zu verwandeln in dem er die dir zugefügte Verletzung (@@) dazu nutzt.) Sie hatte es ein wenig geschafft, die Atmung zu normalisieren. (WO ist er jetzt?) (Moment, ich gucke mal.) Ich löste mich aus Diras Körper. Das was sich mir für einen Anblick bot … es war als würde sich etwas näheren, das Licht schluckte, denn Dunkelheit und pures Grauen/Entsetzen wälzte sich auf uns zu. Es war eine sehr starke, suchende Präsenz. Ich hielt es für sicherer, wieder in meinen Gastkörper zu verschwinden, denn ich wußte genau genommen NICHTS über diese Mystischen und ihre Fähigkeiten. „Ich befürchte, er ist ganz in der Nähe. Irgendwie hat es den Anschein, als würde er ganz gezielt nach dir suchen.“ „Nach mir? Wieso ausgerechnet nach mir?“ „Denk doch einmal nach: du bist der Kopf des Teams, die Strategin.“ „Da ist etwas dran.“ Ich folgte einer Eingebung und „löschte“ unsere Aura. (Was tust du da?) (Unsere Energie verbergen. Wenn ich richtig liege, können die … eure Mystischen Energie spüren und richten sich danach.) Dira schien bei meinen Worten etwas zu dämmern. Sie sah auf den Boden. Als hätte sie die ultimative und entsetzliche, unausweichliche Wahrheit erkannt. Sie wirkte wie jemand der besiegt worden war. (Deswegen … deswegen ist unser Kampf auch aussichtslos. Deswegen können wir nicht gewinnen. – Sie bringen und von Klein an das Kämpfen gegen die Mystischen bei, aber nicht das worauf es wirklich ankommt, worauf wir achten müssen. Den Verantwortlichen selber scheinen die Mystischen und ihre Fähigkeiten nicht bekannt zu sein und sie … lassen uns und all die anderen …) (DIRA!) Dira hielt den Atem an, als etwas spürbar über uns hinweg, an uns vorbei glitt. Langsam, ruhig und aufmerksam suchend. Mich selber ruhig zu halten, war eine Kunst, kein Können. Ich bin auf vielen Welten zu Gast gewesen, habe schon wirklich viel gesehen und erlebt von purem Horror bis zur Erfüllung einer stillen unbekannten Sehnsucht. Doch niemals bin ich Wesen begegnet, die so mächtig zu sein schienen, das sich bei mir die nicht vorhandenen Nackenhaare aufstellten und all meine Instinkte mir rieten wegzulaufen – mich förmlich anbrüllten. Doch, wie konnte man vor etwas so Mächtigem weglaufen? Das war absolut … dumm!
Mir schien als würde das Licht das durch die Plane schimmerte verschluckt und alles in Dunkelheit getaucht. (Wir wissen nicht, wie wir uns verbergen oder vor ihnen schützen können. Sie wußten immer wo wir waren, wo sie uns finden konnten. Jetzt durch dich, weiß ich wieso.), fuhr Dira leiser fort. (Wir sind nur ihre Opfer, damit die Zivilisten verschont bleiben von ihrem Hunger.) Dira hob ein wenig die Plane um besser sehen zu können. (Ist er weg?) (Ich weiß es nicht. Ich weiß zu wenig um mich aus deinem Körper wagen zu können. Vielleicht mache ich ihn dann erst auf dich aufmerksam?) (Und wenn? Was spielt das noch für eine Rolle?) Ich wollte etwas erwidern, schwieg aber. Mir fehlte das Wissen und die größere Einsicht in diese Welt. (Unser Kampf gegen die Mystischen war von Anfang an aussichtslos. Wir hatten nie eine Chance.) (Dira – es gibt noch andere Wege als den Kampf.) versuchte ich sie zu ermutigen. (Und welche?) Ihre Stimme klang verletzt und bissig und zugleich resigniert. Dira hatte von einer Sekunde auf die andere aufgegeben. Sie hatte sich selbst aufgegeben und mir schwante fürchterliches. Ich war nicht in der Position irgend etwas dagegen zu tun. Ich war Wort gebunden, auch wenn ich es in dem Moment aufrichtig bedauerte und mir selber für meine Aufrichtigkeit fluchte. (Aber du hast recht.) Ich hatte mich ein wenig aus Diras Körper gelöst und vorsichtig die Lage gepeilt. Sie schlug die Plane zurück und richtete sich halb auf. (Was hast du vor?) Dumme Frage, es war offensichtlich. Offensichtlicher ging es schon nicht mehr und es gab nichts, was ich dagegen hätte tun können. Gar nichts. Ich spürte und sah, wie die Präsenz vor uns, stockte und anhielt. Dann, wie sie auf uns aufmerksam wurde. Unsere Aura hatte ich noch immer verborgen. Wie also? Die Präsenz schien zu drehen und zu uns zurückzukommen. (Was tust du da? Du …) weiter kam ich, denn meine Aufmerksamkeit wurde von vorne nach hinten gelenkt, von wo sich etwas rasend schnell uns näherte. (Was zum …?) Es war schnell – zu schnell. Ich war nicht in der Lage dem zu folgen. Ich war gerade noch in der Lage zu sagen: „Dira! Von hinten …“ Da schoß irgend etwas an mir vorbei. Ich sah, wie Dira nach vorne kippte, spürte ihre Verblüffung und dann nichts mehr, außer der Gewißheit, daß es eine Frau war. Sie war kalt und berechnend. Außerdem, war sie nicht bereit Dira ihren „Abschied“ zu überlassen, worüber Dira sehr verärgert war. Ihr letzter Gedanke, bevor sie bewußtlos wurde, war: „Laß mich sterben.“ Die Antwort darauf folgte prompt mental: „Das kann ich nicht zulassen.“ Die Stimme war erstaunlich angenehm, sanft und mitfühlend, verständnisvoll. Ich war in Diras Körper zurückgezogen worden und bekam noch ein wenig mehr mit. Hände die sich unter die Achseln schoben, der Oberkörper der angehoben wurde und wie Diras Körper weggeschleift wurde. Kurz bevor sie aus dem Versteck geschleift wurde, hielt sie inne. „Du auch.“ Dann nichts mehr.

Zu einem Teil war ich dankbar für ihre Rettung, doch zu einem anderen Teil fragte ich mich wer und was der Grund dafür gewesen war und, ob ich es wirklich herausfinden wollte. Zwangsläufig würde ich das wohl, ob ich wollte oder nicht, denn ich war an Diras Körper für die Dauer meines Aufenthalts in ihrer Welt gebunden.

Als ich so halbwegs in Diras Körper zu mir kam, war von Dira nichts zu spüren. Ich lag in einem scheinbar sonnigen und hellen Raum, auf den Boden der mit weißen kleinen Fliesen bedeckt war. Ich richtete mich ein wenig auf. Der Körper wirkte wie Blei, und war noch immer schwer benommen. Links war eine runde Öffnung, die entfernt an eine Tür erinnerte. Rechts war eine weiße Anrichte. Mit den Füßen, an denen keine Stiefel mehr waren, lag ihr Körper in einer Art Pilzbeet. Dort waren die Fliesen aufgebrochen. Die Pilze sahen farblich aus, wie ausgebleichte Knochen. Sie gehörten derselben Familie an und konnten doch unterschiedlicher nicht sein. Ich versuchte mir genau meine Umgebung einzuprägen, doch vor allem die Pilze, die aus einem mir unbekannten Grund meine Aufmerksamkeit erregten. Ich kenne mich zu wenig bis gar nicht mit Pilzen aus, deswegen vermag ich nicht zu erklären, wieso diese meine Aufmerksamkeit mehr als alles andere erregten. Dann versuchte ich den Körper noch weiter aufzurichten. Doch weiter als bis auf die Ellenbogen kam ich nicht. Der Körper gehorchte mir nicht. Ihn zu steuern war … eine äußerst mühselige Angelegenheit. Ich sah mich mühsam weiter um. In der Wand vor mir klaffte ein Loch und ich glaubte die Sonne und eine Wiese zu sehen. Irgendwie fühlte es sich wie ein verlassenes und zerfallenes Haus an. – Wie sehr ich mich doch irrte. Der Kopf wie auch der Rest des Körpers wurde wieder schwer und sank langsam von der Schwerkraft angezogen, wieder zurück auf die Fliesen. Weit entfernt hörte ich eine Stimme von einer Frau, die beruhigend und zugleich hypnotisch klang. (Nein! Bitte nicht!) Ich spürte eine Berührung auf dem Gesicht. „Du bist stark, doch nicht stark genug. Sinke zurück in den Schlaf.“, flüsterte sie. Weit entfernt spürte ich, wie Dira sich regte. Spürte ihr Entsetzen und hörte schwach: „Nicht sie!“ Dann – Stille.
Als wir das nächste Mal wach wurden, lagen wir in einem dämmrigen Raum, auf einer breiten unbezogenen Matratze. Diese lag auf dem Boden nahe einer Öffnung, die an eine Tür erinnerte, nur eben ohne Tür. Beinahe schien es, als wären wir miteinander während der Bewußtlosigkeit verschmolzen, was in mir ein wenig Panik aufkommen ließt. Dira richtete ihren Körper auf, während ich mich ihrer Augen bediente. Ich erhaschte einen Blick auf einen hellen Gang. Etwas versetzt gegenüber auf der anderen Seite war ebenfalls eine Türlose Öffnung, die einen großen Raum zeigte bzw. einen erahnen ließen. Ich deutete an, Dira anzusehen, die sich benommen an den Kopf faßte. (Was ist passiert?) (Ein Schnellzug hat dich … uns kalt erwischt.) Sie sah sich um. Der Raum war dunkel und wies ein dreckiges Kellerfenster auf. Zu mindestens, hielten wir beide es für eines. Der Raum war bis auf die Matratze am Boden kahl. Sie richtete sich umständlich auf. (Was meintest du mit: Nicht sie?) Wir faßten uns erneut an den Kopf und rieben uns die Stirn. Langsam fingen wir an uns zu sortieren. Dira wirkte sehr verwirrt, verstört und desorientiert. „Ich weiß es nicht.“, sagte sie leise. „Wo sind wir?“ (Vermutlich in einem verlassenen Gebäude in einem Keller, aber ich weiß es nicht genau. Ich habe nur wenig sehen können. Das was ich gesehen habe, reicht nicht aus um mir dessen sicher zu sein.) „Verstehe. – Wie geht es dir?“ (Besser als dir. Ich bin schlimmeres gewohnt.) Bevor Dira etwas darauf erwidern konnte, erregte etwas in dem anderen Raum uns gegenüber meine Aufmerksamkeit. Erst dachte ich das Gesicht einer Frau gesehen zu haben, aber ich war mir nicht sicher, darauf folgte eine sehr schnelle Bewegung. (Was … ist das?) Dem Wesen war kaum mit den Augen, geschweige denn mit anderen Sinnen zu folgen. Erst sah es aus wie eine Schlange, aber Schlangen krochen nicht in unfassbarer Geschwindigkeit eine Wand hoch und hatten auch nicht das Gesicht einer Frau. Bei mir setzte es diesbezüglich Verstandsmäßig aus. Ich beobachtete nur noch mit großen Augen fasziniert, was da vor unseren Augen geschah, wenn die Faszination auch für einen Moment Panik und Entsetzen wich, die von Dira kam, ebenso das Bedürfnis zu fliehen. (Wie willst du vor etwas, das so schnell ist bitte weglaufen?) (Keine Ahnung, ich muß es versuchen.) Sie eilte zu der Öffnung, hatte gerade noch nicht einen Fuß über die Schwelle auf den Gang gesetzt (Wo jetzt lang) (Keine Ahnung. Rechts?) da wurde der Weg auch schon blockiert. Das Wesen schoß an uns vorbei, in den Raum gegenüber, kam zurück und schoß wie ein Pfeil auf Dira zu, wobei das Gesicht der Frau sehr deutlich zu sehen war. Dira streckte wie in Trance ihre Hände danach aus. „Schön … sie ist so wunderschön.“ Ihre Stimme klang anders, ganz anders. Ich ächzte im Hintergrund vor mich hin. (Das kann doch echt nicht wahr sein.) Ich schlug mir in Gedanken die Hand vor das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. (Wieso nur muß ich immer wieder in solche Situationen geraten?) Hätte ich nicht in ihrem Körper gesteckt, hätte ich sie prüfend angesehen und ihr evtl. vlt. eine gescheuert, damit sie wieder zur Besinnung kommt, so aber konnte ich nur zusehen, wie dieses Wesen zu einer Frau mit Schlangenkörper wuchs, während Dira auf die Knie sank. Erst reckte sich der Kopf höher, bis sich ein Hals gebildet hatte, darauf folgte ein äußerst attraktiver Oberkörper mit Armen und wohlgeformten Händen, das mir das Herz fast aussetzte. (Was soll das?) Ihre Augen waren dunkel, vielleicht schwarz und blitzten gefährlich, verschlagen auf. Sie waren lauernd und wirkten zeitgleich belustigt amüsiert. Sie schien hinter Dira zu sehen. Ich hatte ihren Körper verlassen um mich besser sortieren zu können. Was war ich genervt.
Bei ihrem Anblick mußte ich unwillkürlich an eine Vampirin denken, daraufhin durfte ich mich mit einer Illusion herumschlagen, die mir eine Vampirin suggerierte, die mir an den Hals ging und mein Blut wollte, während diese … Schlangenfrau … Diras Blick festhielt.

Diese Illusion beinhaltete jedoch mehr, als mir zu dem Zeitpunkt klar war. Diese … Schlangenfrau … war eine Mystische, eine Königin um genau zu sein. Eine von äh ja … mehreren. Sie hatte sich mit Dira und ihrem Team getroffen, es so aussehen lassen, als hätten sie sie gefangen. Sie waren verraten worden. Sie hatte noch etwas in ihr Dira verankert und sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht, bevor sie verschwand. Alle aus ihrem Team wurden getötet. Sie hatten die Mystische und das Team töten wollen. Das sie den Schatten gefangen hatten, glaubten sie, sei Glück gewesen. Der Schatten hingegen hatte sich als Niederen ausgegeben. Sie wollten Dira holen und in Sicherheit bringen. Es hatte sich aber herausgestellt, das alle Mitglieder ihres Teams verschwinden mußten. Woher die Mystische das wußte, ließ sie offen. Jeder von diesem Team, hatte etwas erfahren, was er nicht hätte erfahren dürfen. Bis auf Burat, Axiz und Dira, die in ihrem Denken ähnlich waren. Burat unterschied sich nur dahingehend, das er die Teams generell in Frage stellte. Ein Mystischer stand in seiner Schuld, wieso wurde mir nicht mitgeteilt. Diese Schuld wollte man nun ausgleichen.
Die Verantwortlichen wollten diese 6 loswerden. Sie waren für das System unbequem und zu einem Risiko geworden.
Es mußte sich für sie als ein Glücksfall herausgestellt haben, das sie einen Hohen hatten fangen können. Zugleich aber wußten sie, daß sie einen Hohen unmöglich in dem Areal hatten gefangen halten können. Genau genommen, wußten sie rein gar nichts über die Hohen. Sie hatten es bisher immer nur mit Niederen zu tun gehabt. – Strom half nur bei den Niederen. Einen Hohen würde er nicht aufhalten. Ein wenig mußte ich da drüber grinsen, wenn es auch verzerrt war, da ich mich noch immer der imaginären Vampirin erwehrte, die unbedingt mein Blut wollte. Womit ich alles andere als einverstanden war. Ich war ganz entschieden dagegen!
All diese Informationen flogen in einer Schnelligkeit an mir vorbei, die ich nicht begreifen konnte. Es dauerte bis zum Aufschreiben, bis ich diese Informationen sinnvoll zusammensetzen und in einen logischen Zusammenhang bringen konnte. Bis ich es zusammen gesetzt hatte, konnte ich nicht verstehen, das Dira ihr Team verraten und dem Schatten überlassen hatte.
Die Mystische hatte mich in einem eisernen Griff. Wie ich feststellte, sprach sie gleichzeitig auf zwei Wegen: sowohl in Worten mit Dira als auch mental in der Illusion mit mir. Sie hatte uns beide im Blick. Ich erkannte, das sie über eine ungeheure Stärke verfügte, die weit über meine eigene hinaus ging. Ich sollte und mußte den Kampf gegen die Vampirin verlieren. Einer solchen Kraft war auch ich nicht gewachsen.
Dira war überzeugt gewesen, daß die Mystische ihre Familie – ihr Team – ihre Freunde getötet hatte, doch die Wahrheit verhielt sich anders, soviel hatte ich erkannt. Um Dira zu finden, hatte sie etwas tief in ihr verankert, dessen sie sich selbst nicht bewußt war. Der Schatten hatte der Mystischen geholfen in das Areal einzudringen um Dira zu finden und wegzubringen. Er selber wollte sich um die anderen 5 verbliebenen ihres Teams kümmern.
Sie teilte mir mit, das alle in dem Team eines gemeinsam war: der Glaube an eine Koexistenz und einem friedlichen Miteinander.
Während ich verzweifelt mit der doppelten Illusion kämpfte, starrten wir weiter in die dunklen, schwarzen Augen der Mystischen. Irgendwie, war ich wieder in Diras Körper zurückgelangt. Ihr Körper wirkte erregt. Sie sehnte sich nach dem Mund der Mystischen auf ihren Lippen, ihren Busen. Weit entfernt hörte ich die Mystische fragen: „Was willst du?“ Die Stimme ließ all meine Sinne schrillen, mich durchfuhr es wie ein Blitzschlag. (Um Himmels Willen! – Nein! Antworte ihr nicht!) Doch Dira ignorierte mich. Ihre Antwort kam klar und deutlich ohne ein Zögern: „Ich will dir gehören. – Nur dir.“ Pures Entsetzen durchfuhr mich und ich sackte innerlich zusammen. Die Illusion der mich beißen wollenden Vampirin und der eiserne Griff um mich ließ spürbar nach. Die Mystische sah mich ruhig an und sagte ein wenig belustigt: „Es gibt keine Vampire! Vampire sind mystische Wesen.“ Wäre ich nicht so angegriffen und erschöpft gewesen, hätte ich lachen können. Es klang irgendwie sehr seltsam aus dem Mund einer Mystischen, stattdessen schwieg ich. Ich fühlte mich machtlos. Ich konnte nichts tun um Dira zu helfen. Sie stand vollkommen im Bann der Mystischen. Ich konnte nur noch beobachten, wie ich es Dira Stunden zuvor versichert hatte. Waren es wirklich erst Stunden. Es kam mir vor als wären es Tage gewesen. Die Mystische sprach mit ihr, was sie Dira sagte, verstand ich nicht, ich hatte ihren Körper so halbwegs wieder verlassen und versuchte mich von dem Griff zu erholen. Irgendwie bereitete mir diese Situation absolutes Unbehagen und erzeugte pures Entsetzen. (Déjà Vu. – Nur dieses Mal betrifft es nicht mich selbst. – Hoffe ich. Noch einmal ertrage ich das nicht.) Über den Schulterfunk hörte ich Burat, der immer wieder Dira rief und fragte wo sie sei. Ich reagierte nicht. Ich fühlte mich geschlagen und … besiegt. In meiner Welt habe ich mich das ein oder andere Mal mit Göttern geprügelt und gewonnen, doch das hier war etwas anderes. „Wenn du wirklich mir gehören willst, dann gibst du mir das jetzt.“ Die Mystische streckte ein wenig ihre Hand aus. Dira sah auf den Schulterfunk, dann nestelte sie an ihrem Anzug, löste den Funk und übergab ihn der Mystischen, die ihn lächelnd entgegen nahm. Mit einer Hand zerstörte sie den Funk und ließ die Überreste auf den Boden rieseln. Ich starrte sie mit großen Augen an. (Was … für eine Kraft.) (Ortungsignal.) Ich verstand. Hätte Dira geantwortet, wäre es vermutlich nicht nur ihrem eigenen Team möglich gewesen, sie zu orten. Doch, wieso wollte sie nicht gefunden werden? Das ergab keinen Sinn. „Geh jetzt zu den Pilzen und fertige den Sud an.“, sagte sie ruhig. Ich kehrte zu Dira zurück in den Körper. Keine Chance … ich hatte nicht den Hauch einer Chance gegen eine solche Kraft. Sie hießen nicht Grundlos Mystische. Ich verzog einen Mundwinkel, ein wenig verächtlich. Ja, sie trugen diese Bezeichnung zurecht. „Ja, meiner Herrin und Gebieterin.“ Diras Stimme klang … hohl. Der Zustand, in dem sich Diras Körper befand war für mich unerträglich. Ich sah, wie die Mystische ihre linke Hand langsam zurück zog und es in ihren Augen amüsiert aufblitzte, als sie meinen entsetzten Blick bemerkte. (Sie hat uns unten herum entkleidet und vollkommen unbemerkt erregt.) gab ich an Dira weiter. Von ihr kam keinerlei Reaktion. Nur ein leeres: „Ich weiß.“ Dira ging wie ferngesteuert – gefolgt von der Mystischen – in den Raum, den ich zuvor als Küche deklariert hatte, als ich dort kurz in Diras Körper zu mir kam – was sich jedoch halb als eine Fehleinschätzung herausstellte. Auf der Anrichte stand … etwas das Chemiker besser kennen als ich es tue. Jedenfalls kann ich nicht alles in seinen Einzelheiten beschreiben. Kurzfassung: es war eine Destillation. Wozu eine Mystische eine Destillation ihr eigen nannte, wollte sich mir nicht erschließen. Dira ging zu den Pilzen neben der Anrichte. Die Mystische blieb in der Öffnung und beobachtete das Vorgehen sehr genau. Dira sammelte die von mir losgetretenen, als auch noch verwurzelte Pilze ein. Ich empfahl ihr, die Pilze zu waschen. Ich stand unter Schock und besann mich auf meiner Rationalität, mehr konnte ich in dieser Situation nicht tun.

Ich versuchte mich aus dem Körper zu lösen, wurde aber wieder in ihn hineingezwängt. Diese Frau, diese Mystische befahl über Materie und Geist, wurde mir klar. Ich verhielt mich still und beobachtete, wie Dira anfing die Pilze zu zerkleinern und zu kochen anfing. „Atme die Dämpfe tief ein.“ Kam von der Öffnung hinter uns. Dira gehorchte. Da ich mich nicht loslösen konnte, bekam auch ich die Dämpfe ab. Nachdem der Sud der Pilze fertig war, trank sie ihn erst zögernd, dann gierig. „Laß nicht ein Tropfen davon über.“, klang es sanft von der Öffnung. (Alptraum. Ich stecke in einem verdammten Alptraum fest.) Dira lief ein Rinnsal des Suds über das Kinn. Die Mystische war näher gekommen, nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf die Anrichte. Mit der Zunge fuhr sie über die Stelle wo Dira etwas Sud über das Kinn gelaufen war und streckte ihr die Zunge entgegen. Dira holte sich gierig den Rest des Suds von ihrer Zunge, die auf einmal nicht mehr aussah, wie halb Frau, halb Schlange, sondern wie eine Frau. Ich fragte mich, was mit diesem Sud war, das sie so gierig danach war.
Sie legte eine Hand unter unser Kinn und sah uns ruhig an. Die Wahrnehmung war irgendwie sehr seltsam geworden. „Die Dämpfe erzeugen starke Halluzinationen.“, erklärte sie uns ruhig. (Was?!) „Sie lassen dich sehen, was du dir am sehnlichsten wünschst. – Nichts bleibt verborgen. Bin ich es wirklich die du willst, dann wirst du mich auch sehen.“ Sie sah mich an. „Auch du wirst sehen, wonach du dich am meisten sehnst.“ Ohnmächtige Wut packte mich. „Alles was du verbirgst, werde ich sehen. Nichts wird verborgen bleiben, gar nichts. Alles wird offenbart, egal wie sicher du glaubst es verwahren zu können.“ (Wieso? Wieso …) Mir blieben die Worte in der nicht vorhandenen Kehle stecken. Ich war fassungslos. Sie sah uns ruhig und sanft an. Es lag nichts verschlagenes oder gefährliches an ihr. Zu einem Teil schien es, als würde sie es bedauern. „Weil ich dich nicht davon ausnehmen kann.“ Noch während sie sprach, wurde die Wahrnehmung noch seltsamer. Sie wurde hell und dann weiß. Alles schien sich zu drehen. Ich tat, was ich in solchen Fällen immer tue: ich kämpfte dagegen an, Dira aber ließ es geschehen. Sie hatte von Anfang an nicht gegen die Mystische gekämpft, sich ihr von Anfang an bereitwillig ergeben. Ich für meinen Teil war nicht bereit dazu. Ich wollte das nicht durchmachen – nicht schon wieder durchmachen.
„Der Sud hingegen.“ Ich sah die Mystische an, die jetzt aussah, wie jemand die ich seit über 20 Jahren nicht finden kann. Ich streckte voller Sehnsucht und ungewollt die Hand nach ihr aus. Sie umfing die Hand sanft und drückte sie wieder runter. Unendliche Qual mußten in Diras Augen schimmern – und Tränen.
Es war blanker Horror. Auf der einen Seite wußte ich, daß es eine Halluzination war, doch auf der anderen Seite, war ich des klaren Denkens nicht mehr in der Lage. Irgendwo fragte ich mich, was das bitte für Pilze waren, die eine solche Wirkung entfalten konnten. Doch damit war das Entsetzen noch nicht perfekt: „Ist sehr stark aphrodisierend.“ Triumph klang aus ihrer Stimme, während ich darum bat, das bitte jemand meinen Körper wecke um mich aus diesem Horror zu befreien, doch nichts geschah.
Nach ihren letzten Worten spürte ich, wie die Mystische das Oberteil des noch verbliebenen Anzugs zerriß. Da sie ohnehin sehr stark war, bereitete ihr das wohl keine sonderliche Mühe. Für sie war es wohl, als würde sie ein Hemd zerreißen.
Ich war zu benebelt um noch in irgendeiner Form entsetzt zu sein. Meine Sicht war … weiß. Ich sah nur noch Schemen, wenn überhaupt etwas in diesem Weiß zu erkennen war.
„Es gibt kein Entkommen. Die Dämpfe, als auch der Sud …“ Ich spürte, wie Diras Körper nach vorne sackte und von starken Händen aufgefangen wurde. Dira ergab sich. Sie hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Sie war von dem ersten Moment unserer Begegnung müde und niedergeschlagen. Dira war schon vor dieser Mystischen und diesem Alptraum gebrochen.
Ich konnte nichts tun. Ich hatte mit der Auswirkung der Dämpfe zu kämpfen. Das nahm mich reichlich in Anspruch, zu mindestens, bis ich die Wahrnehmung verlor.

Was dann geschah, ist mehr als verschwommen und äußerst diffus. Ich erinnere mich an den großen Raum, einer Matratze auf dem Boden, an Diras Körper, der mit dem Oberkörper auf der Matratze lag, an Händen die an Gelenken und Unterarmen befestigt waren, daran, daß ich den Kopf nach links wendete und die Mystische in einer Entfernung stehen sah, die immer noch wie die Frau aussah, die ich nicht fanden kann – und beobachtete. Sie sah in keiner Weise amüsiert oder höhnisch aus. Sie wirkte auf mich eher, als müßte sie tun was sie tat. Als würde ihr das nicht im geringsten Freude bereiten. Dira war außer Betrieb. Sie hatte sich komplett in sich selbst zurück gezogen und ich hatte mit dem Körper zu kämpfen. Immer wieder setzte die Wahrnehmung aus.
Ich bin mir aber sicher, das die Mystische den Umstand des Körpers – sofern er denn real und keine Halluzination war – nicht ausgenutzt hat. Oder sie hat es, nur kann ich mich dahingehend nicht äußern, denn ich weiß nicht ob oder ob nicht, da es auch eine Halluzination sein könnte. Ich konnte nicht mehr unterscheiden. Das einzige was ich ganz sicher weiß, ist die unermessliche Qual, die ich bei ihrem Anblick litt, das unausgesprochene Leid und die unstillbare Sehnsucht. Nicht nach ihr, der Mystischen, sondern nach der die ich sah.

Ich glaube, das Dira irgendwann mit ihr intim gewesen war, doch ich bin mir nicht sicher. Ich weiß jedoch, das die Mystische Dira vollständig zerstörte und neu zusammen fügte.
Was mich anbelangte, fürchtete ich um mich. Ich dachte an das, was mir vor 16 Jahren widerfahren war und daß ich das nicht noch einmal durchmachen wollte – auf gar keinen Fall! Doch, was konnte ich in diesem Zustand schon ausrichten? Nichts! Das was Dira durchmachte, erinnerte mich an mich selbst, an meinen eigenen Alptraum und wie es mir seit dem ergangen war. Dira liefen meine Tränen über das Gesicht. Sie schob mich nach vorne und überließ mir ganz ihren Körper, während sie sich zurück zog. Von ihr war kaum mehr etwas wahrzunehmen. Ich erinnere mich, das die Mystische „meinen“ Kopf an ihre Beine (? waren es jetzt echte oder nicht?) drückte, und eine Hand auf „meinem“ Hinterkopf lag, während sie mich tröstete. Der Schmerz, den ich ertrug war … jenseits dessen, was man in Worte kleiden kann. 2 Daumen wischten schließlich die Tränen sanft weg. „Ich will dich nicht einfangen und auch nicht quälen.“ Es klang in „meinen“ Ohren wie blanker Hohn. „Dein eigener Hunger, deine eigene ungestillte Sehnsucht sind es die dich quälen. Du hast es nie erfahren können, denn jemand hat dir durch einen Zwang unermessliche Qualen auferlegt.“ Die Stimme der Mystischen klang erstaunlich sanft und ganz wie sie. „Kannst du – mich … befreien?“ Die Stimme die sprach, klang fremd. Es war nicht meine eigene, wie mir bewußt wurde.
Sie hob „meinen“ Kopf sanft an. Ihr Blick war weich und mitleidig. „Dafür fehlt die Zeit.“ „Wieso – siehst du aus, wie sie?“ „Weil es das ist, was dein Herz begehrt, wonach du dich am meisten sehnst.“ Ihre Stimme war entsetzlich sanft. Sie beugte ihren Kopf runter, setzte ihre Lippen auf „meine“ und drang „gewaltsam“ in den Mund ein. Mein Blick wurde spürbar stumpf und leer. „Meine“ Hände sanken schlaff herab. Nur ihr Griff hielt den Körper am Kinn fest. […] Sie zog sich langsam zurück, doch der Zustand blieb. „Egal in welcher Welt du lebst, in welcher Zeit, in welchem Körper du dich befindest – ich werde dich finden. Und vielleicht, werde ich dort von diesem Zwang befreien können, der dich einsperrt – wenn du bereit bist, ???.“ Ihre Stimme klang verführerisch und zugleich hypnotisch. Ich verfiel dem gleichen Bann wie Dira. Und ich fluchte inniglich auf diese Pilze, ihre Dämpfe und ihren Sud. Was auch immer ich bis dahin verborgen halten konnte … es brach aus mir heraus – und die Mystische nahm es lächelnd in sich auf – alles, ohne Ausnahme. Alles was ich verborgen gehalten, versiegelt und sicher aufbewahrt glaubte – fand seinen Weg. Ohnmächtig mußte ich „zusehen“, wie sie all meine gut gehüteten Geheimnisse in sich aufnahm. Es war mehr als pures Entsetzen, es war ein namenloses Grauen.

Was danach wirklich oder Halluzination war, war für mich nicht auseinander zu halten. Auch verschwamm immer wieder die Wahrnehmung. Sicher ist nur, das sie mich fest in ihrem Griff hatte, das irgend etwas in mich (!) eindrang, in mich einfloß und sie leise, dicht neben „mir“ in „mein“ rechtes Ohr triumphierend sagte: „Du bist mein.“, während der Körper Diras sich aufbäumte, sich von den Fesseln die ihn hielten zu lösen versuchte und ich schrie – zu mindestens glaube ich, daß ich schrie. Sie lachte. Ich sank kraftlos vor ihr auf die Knie. „Meine“ Augen waren stumpf und leer. Sie hob den Kopf unter dem Kinn an und betrachtete mich prüfend. „Ja, wehre dich. Wehre dich vergebens gegen mich. – Der Zwang der auf dir liegt hat dich genug deines eigenen Lebens beraubt.“ „Ich gehöre nicht in diese Welt. Ich bin hier nur ein Gast.“ Sie lächelte kurz und hockte sich vor mich. „Glaubst du, das weiß ich nicht? Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, das du aus einer anderen Welt bist? Du verfügst über Kräfte und eine Energie, wie sie hier nicht üblich ist. – Du bist eine Gefangene die nach Erlösung schreit – wie Dira es tat.“ Sie sah mich genau an. Ihr Aussehen wechselte jetzt von der einen, zu einer anderen Frau, die ich nicht kenne. „Ich kann dir deine Freiheit nicht versprechen, aber ich kann dir versprechen, daß es besser werden wird.“ Sie drückte ihre Lippen auf Diras Lippen und zwang den Kiefer auseinander. Und wieder hatte ich dazu eine sehr skurrile Assoziation, die ich jedoch nicht wiedergeben kann. Meine Wahrnehmung ließ mich allzu oft im Stich um sicher schreiben zu können, daß es sich so verhielt oder doch nur eine Halluzination war.
Irgendwann – war es mir egal. Egal wie stark ich bin, sie war stärker. Auf diesen Augenblick schien sie gewartet zu haben. Was dann geschah, weiß ich nicht.
„Wie du wünschst.“, hörte ich mich niedergeschlagen selber sagen, mit einer Stimme, die immer noch nicht die meine war. Sie hob „meinen“ Kopf an und begegnete meinem Blick. „Nein. Nicht, wie ich wünsche. - Es war DEINE Bitte.“ Ich senkte den Blick. „Ich … erinnere mich – ja.“ Wenn auch sehr verschwommen, doch da war etwas. Alles was sie tat, tat sie mit einer kalten Berechnung. Auch, als sie mich aus Diras Körper entfernte, war der Blick berechnend. Sie sah mich seltsam an. Wie ein Versprechen, an daß ich schon längst nicht mehr glaube.

Hilflos und mit geballter Faust sah ich zu, wie sie sich Dira zuwandte, sie sich genauso ihrem Willen unterwarf, wie es mir vor 16 Jahren geschehen war. Ich wandte mich ab. Ich ertrug es nicht, das noch einmal zu erleben, auch wenn es nicht mich selber betraf. Ich erlebte meinen eigenen Alptraum bei jemand anderen.

Dira sank vollständig gebrochen und zerstört auf die Matratze. Es würde Wochen oder Monate dauern, bis sie sich davon erholte – falls sie sich erholte. Was ich bezweifelte, denn die Mystische war gründlich. Ich senkte den Kopf, als sie sich erhob und mich ruhig ansah. „Dira wird mir uneingeschränkt ergeben sein.“ Ich schloß die Augen. „Es war und ist ihr eigener Wunsch gewesen. Sie wollte es selbst.“ „Ich weiß. Trotzdem muß ich damit nicht einverstanden sein.“ „Das mußt du nicht, das ist richtig. Bei Dira ist es anders als es bei dir damals gewesen ist. – Die Dämpfe und der Sud haben alles offenbart. Alles was sie betrifft.“ Sie sah zärtlich auf die bewußtlose Dira. „Und alles, was dich betrifft.“ Sie sah mich direkt an und hielt meinen feindseligen Blick fest. „Du hast diesen Zwang nicht gewollt. Im Gegensatz zu Dira hast du nicht gewußt, auf du dich einläßt und was dich erwartet. – Dira wird mir vollkommen ergeben und unterworfen sein. – Sie selber hat es so gewollt, das weißt du.“ Ich senkte den Blick. Wut stieg in mir auf. „Ich wünschte ich könnte dir helfen und dich von diesem Zwang befreien, doch das kann ich nicht. Nicht hier, nicht jetzt und auch nicht heute. Du wirst bald in deine Welt zurückkehren. Um dich zu befreien, ist mehr als das hier nötig. – Es tut mir leid.“ Ich rang die Tränen nieder und presste meinen Kiefer fest zusammen. „Die Dira, die du kanntest, existiert nicht mehr. Ich habe sie – ihrem Wunsch entsprechend – vollständig zerstört und neu geformt.“ Ihre Stimme war beruhigend. Sie sah mich ruhig an […] und ich sie. Während ich sie betrachtete, fiel mir auf, das sie jetzt wie jede Frau aussah, ohne irgendwelche „Fortsätze“ bzw. dem Unterleib einer Schlange. Ich schüttelte den Kopf und legte meine Hand an mein Gesicht, als mir klar wurde WAS sie alles gesehen haben mußte. (Was für eine kranke Fantasie. Irgendwie schon abartig.) „Ich kann nichts Abartiges daran erkennen. Abartig ist das, was man dir damit angetan hat.“ Sie sah mich lange und sehr intensiv an. „Du hast mich um etwas gebeten. Vergiß das nicht.“ Ich „schluckte“ und senkte den Blick. „Ich weiß.“ erwiderte ich leise. „Geh und finde Diras Team. Sie müssen noch vor dem Einbruch des Tages in Sicherheit sein. Da du mit Dira verbunden bist, wird sie durch dich sehen, wo sie sich aufhalten.“ Ich sah die Mystische etwas seltsam an. Wie viel Zeit war seit dem vergangen? Spielte das überhaupt eine Rolle. Ich verneigte mich, teils spöttisch, teils respektvoll. „Wie du wünschst, meine Gebieterin.“ Ich richtete mich wieder auf. „Auch, wenn du mir glauben kannst und willst: es wird einen Weg geben um dich von dem Zwang, dem Bann auf dir – zu befreien.“ „Ja und wenn ich dafür in andere Welten reisen muß um diese Hilfe zu finden – schon klar.“, gab ich bissig von mir.

Ich verschwand und fand mich neben Burat wieder, der die anderen anwies sich in die Lagerhalle zurückzuziehen um sich dort neu zu formieren. Burat war verzweifelt, er glaubte Dira sei verloren und habe ihren Abschied genommen. (In gewisser Weise stimmt das auch.), dachte ich zynisch.
Axiz und Meket schlossen zu ihm auf. Die Falle war ein Reinfall gewesen. Sie hatte sich gegen den Hohen als wirkungslos erwiesen. Dira fehlte um eine neue Strategie zu entwickeln.
Ich folgte ihnen in das Lagerhaus. Dort beobachtete ich die 5, Meket war in sich zusammen gesunken. Burat war aufgebracht und Axiz besonnen. Er glaubte nicht an Diras Abschied. Er glaubte, das sie sich irgendwo versteckt hielt. Irgendwann spürte ich Diras Präsenz. Sie war kalt, ohne Wärme. Ich kehrte zu ihnen zurück und beobachtete ihre Vorbereitungen. Sie stand ganz unter dem Einfluß der Mystischen und befolgte ohne Zögern ihre Befehle. Ich schloß die Augen und wechselte wieder in die Halle. Ich ahnte, was kommen würde.
Dira betrat durch einen Geheimgang, nach ihrer Herrin, der Mystischen die Halle und begrüßte die 5 Männer, die sichtlich erleichtert waren und zugleich auf Grund Axiz Warnruf stutzten. Diras Kleidung war anders. Sie trug einen weiten Umhang, der an den Schultern noch weiter ausfiel, da dort ja … pff ein breiter Schulterschutz (?) war. Der Umhang umschloß sie vollständig. An was erinnerte mich das nur? Als sie den Umhang zurück schlug, sah ich sie ausdruckslos an. Ihre Kleidung erinnerte in keiner Form mehr, an den engen Kampfanzug. Es war sehr … freizügig. An der Seite trug sie ein Schwert. Mir wollte einfach nicht einfallen, wo ich dieses Outfit schon einmal gesehen hatte. Die Mystische sah jetzt nicht aus wie eine Mystische, sondern wie jede andere Frau.
Es folgte eine kurze Auseinandersetzung, in der sich Dira offensichtlich gegen ihr Team wandte und sie verriet. Auf Befehl ihrer Gebieterin hin, ließ sie die Dämpfe des Pilzes in das Lagerhaus strömen. Sie blieben nicht um die Auswirkungen zu verfolgen. Ich beobachtete wie sie an eine Mauer traten und verschwanden. Mich nahm man nicht mehr zur Kenntnis. Scheinbar ging meine Zeit in dieser Welt dem Ende zu.
Burat rief Diras Namen, als sie schon längst verschwunden war und bis die Dämpfe ihre Wirkung entfalteten. Nach den Worten Diras, sollten sie sich gegenseitig töten. Ich verließ das Lagerhaus. Das Gemetzel was unweigerlich folgen sollte, wollte ich nicht mitansehen. Mir reichte der miterlebte Verrat. An Burats Stimme erkannte ich, das er mehr für Dira empfunden hatte, als offensichtlich gewesen war. Ich war sah auf die Betonplatte, als es um mich herum sehr dunkel wurde. Innen hörte ich Meket fragen, was das ist. Das Chaos begann.
Ich konnte Diras Verrat nicht begreifen. Genausowenig, wie ihre Kameraden. Schüsse, Schreie und plötzliche Stille folgten. Es war vorbei. Ich senkte den Kopf und schloß die Augen.
Ich hörte entfernt ein Krachen und „eilte“ zu der Stelle, die Dira Axiz regelmäßig zu überprüfen gebeten hatte. Der Hohe hatte den Zaun an eben dieser Stelle durchbrochen. Metallstangen und Draht lagen herum. Funken sprühten unregelmäßig.
Laut Axiz war die Spannung in den letzten paar Stunden dort auf 56 Volt gesunken. Dira hatte mit ihrem Verdacht also Recht behalten. Ich sah zu dem grauen Himmel und spürte den Sog meines Körpers. Ich sah mich noch einmal um. Meine eigene Gegend würde ich jetzt wohl mit anderen Augen sehen. Ich kehrte in meine eigene Welt, in meinen eigenen Körper zurück.
Diras „Verrat“ lastete schwer auf mir. Noch lange Zeit danach. Ich versuchte zu verstehen, zu begreifen. Ich versuchte eine Absicht, einen geheimen Plan hinter Diras Verhalten zu erkennen, doch dann hätte sie von den Pilzen und deren Wirkung gewußt. Doch alles was ich wahrnahm, war Unwissenheit. Sie hatte keiner Ahnung davon, auch von einem geheimen Plan war nichts zu spüren gewesen, oder das sie sich hat absichtlich fangen lassen.

Nach dem so 8 Stunden hier vergangen waren, mir die Hand von den vielen Seiten schreiben weh tat, waren dann auch die restlichen Informationen verarbeitet. Ich versuchte noch immer Diras Verrat zu enträtseln nur um zu erkennen, daß es genau so beabsichtigt gewesen war. Alles war von der Mystischen sauber geplant gewesen. Niemand würde je nach Dira und ihren Männern suchen, denn nie wurde ein Opfer der Mystischen gefunden. „Weil es keine Opfer gibt.“ Wie Diras Team die Mystischen fingen und an einen sicheren Ort gebracht hatten, so verhielt es sich anders herum. Ja, es tobte ein Krieg dort, doch verhielt es sich anders, als es offensichtlich war. Manches davon ist schwer in Worte zu kleiden, anderes schon. Doch ich erkannte, daß dieses Vorgehen notwendig gewesen war, auch wenn es grausam war. Die Schüsse und die Schreie überzeugten jeden Zuhörer von was auch immer. Da Dira über Funk nicht mehr geantwortet hat, ging man davon aus, das sie das Opfer des Mystischen geworden ist.

Ich selber brauchte noch eine ganze Zeit um mich von dem Einfluß dieser … Pilze zu erholen. Nein, ich bin kein Pilze oder sonstiger Drogen Fan! Außer Champs, Morcheln und Pfifferlinge kenne ich keine Pilze und werde jetzt, nach diesem Abenteuer wohl einen großen Bogen um alle weißen Pilze machen, die aussehen wie Champs, aber „schuppig“ sind, als wären sie mit Dachziegeln bedeckt. Ich will nicht wissen, wie die Dinger sich auf meinen Körper auswirken, wenn sie schon auf mich eine so verheerende Wirkung haben – falls es diese unseligen Pilze hier denn auch gibt. Ich hoffe jedoch inständig, daß dem nicht so ist. … Eine hiesige Bekanntschaft, in meinem eigenen Körper muß ich nicht haben.
Um zu wissen, was das für einer war und ob es hier auch solche Pilze gibt, müßte ich mich mit einem Pilzexperten austauschen, nicht nur einen der sich in den heimischen „Gärten“ auskennt, sondern einen der sich mit allen Pilzarten der Welt auskennt.
Ich habe mal irgendwo gehört, das man Pilze rauchen könne, doch das scheint mir ein Gerücht zu sein. Wer kommt bitte auf so eine schräge Idee? <_< Nein, ich will es gar nicht wissen! Auf Grund der Menge dessen was geschrieben, wurde können Worte und Buchstaben durchaus fehlen, da mir die Konzentration bei so einer Menge abgängig ist. Fehlende Wort/Buchstaben (sofern sie nicht absichtlich fehlen … die Worte meine ich) oder umgekehrt zu viele Worte/Buchstaben, werden bei Zeiten korrigiert.